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Sagezu - Samengemeinschaftszucht

Samengemeinschaftszucht «Sagezu» ist neu. Nicht mehr im Handel erhältliche bewährte, offenabblühende Gemüsesorten werden für den Subsistenzanbau und Nischenmarkt dauerhaft in Wert gesetzt und die Relevanz deren Erhaltung und Nutzung bewusstgemacht und erklärt.

Projektpartner sind Gartengemeinschaften oder solidarischen Kooperativen, Vertreter der aktuellen urbanen Gartenbewegungen, mit genügend Kapazität, die Sorten langfristig eigenständig zu erhalten.

In einem ersten Schritt wählen die Gartengemeinschaften traditionelle Gemüsesorten mit erwünschten Eigenschaften aus. Diese Sorten werden zur Evaluation des Nutzungspotentials in einem Anbauversuch ausgepflanzt und beschrieben. Sodann wird je Art eine Sorte ausgelesen und diese über Entwicklungszucht selbstbestimmt durch die Gemeinschaft fortlaufend verbessert, genügend Samen für den Anbau bereitgestellt und zusätzlich Basissaatgut als Sicherheitsreserve zurückbehalten.

Das Projekt bietet ideale Voraussetzungen, die Rezeption pflanzengenetischer Ressourcen mit deren Adaption durch Entwicklungszucht bei den Beteiligten zu verankern.

Entwicklungszucht, Saatgutproduktion und Nutzung von regional angepassten Sorten ist als Samengemeinschaftszucht «Sagezu» vielfältig, innovativ und nachhaltig realisiert.

 

Unsere Gartenstandorte

Freiraumplanung

 

Urbane Freiräume werden von den Bewohner_innen zunehmend pflanzenbaulich genutzt. Transparenz und Nachhaltigkeit in der Nahrungsmittelversorgung fordernd, frische, gesunde Lebensmittel mit viel Geschmack verlangend, beginnen sie aktiv einen eigenen Pflanzenbau. Sie holen die Produktion zurück in die Stadt. Motivation und Ansporn ist die Realisierung von ökologisch, sozial und ökonomisch gesamtheitlichen Lösungen. Solches Handeln ist aktuell und zeitgemäss.

Subsistenzanbau von Gemüse

 

Als Nutzpflanzen auf angeeigneten Freiräumen werden vorwiegend Gemüse für den Eigenbedarf kultiviert. Die Konzentration auf die Nutzpflanzengruppe Gemüse und die Subsistenzproduktion ist im urbanen Bereich mit den klein und kleinstparzellierten Kulturflächen einleuchtend und sinnvoll.

Etablierung Souveräner Saatgutsysteme

 

Wer unabhängig Pflanzen anbauen will, braucht eigenes Saatgut von geeigneten Sorten. In der europäischen Landwirtschaft werden jedoch immer weniger verschiedene Pflanzen angebaut. Viele traditionelle Sorten gehen verloren oder werden nur noch in Samenbanken für die Nachwelt aufbewahrt. Aus diesem Grund geht die genutzte Kulturpflanzenvielfalt massiv zurück. Informellen Saatgutsystemen kommt bei der Erhaltung der Agrobiodiversität und der Gewährleistung des freien Zugangs zum Saatgut besondere Bedeutung zu.

Die Etablierung souveräner Saatgutsysteme für die städtische Subsistenzproduktion von Gemüse und deren Einbettung in die sozio-kulturellen Strukturen urbaner Gesellschaften ist für die Schweiz als auch für die europäischen Nachbarstädte neu.

Mit der Etablierung souveräner Saatgutsysteme für die Pflanzenproduktion in urbanen Räumen bekommen Gärtnerinnen und Gärtner die Möglichkeit, selber über ihr Saatgut zu bestimmen. Sie gewinnen Einfluss auf die Eigenschaften der Sorten und deren Anbaugüte. Die Versorgung mit Saatgut und die Qualität der Samen als Grundlage von Nutzpflanzenanbau und Ernährung liegt im eigenen Handlungsbereich. Die Übernahme von Verantwortung für die angepflanzten Sorten ist die konsequente Fortsetzung einer Aneignung von städtischen Freiräumen durch Pflanzenproduktion.

Rezeption pflanzengenetischer Ressourcen

 

Nach dem Verlust der traditionellen lokalen Saatgutsysteme können die wenigsten Gärtner_innen auf eigene, innerhalb der Familie oder anderswie weitergegebene oder vererbte pflanzengenetische Ressourcen zurückgreifen. Allenfalls existiert eine Tradition der eigenen Sortenerhaltung bei Zuwander_innen, die herkunftsmässig noch stark bäuerlich geprägt sind und zur Zubereitung ihrer heimatlichen Spezialitäten bestimmte Sorten brauchen oder bevorzugen. Das Fehlen von traditionell weitergegebenen Kulturpflanzen unterscheidet die urbane Pflanzenproduktion wesentlich von ländlichen Entwicklungsgebieten.

Eine Sorte lebt dann, wenn sie angepflanzt, geerntet und genossen wird. Entscheidend für den wiederholten Anbau und die sich daraus ergebende nachhaltige Nutzung von Sorten ist deren Anbaueignung, Attraktivität und das langfristige Engagement der Gärtnerinnen und Konsumenten. Zielsetzung von Hortiplus ist die Integration von Sorten in eine aktive und zeitgemässe Gartenbewegung. Deren Wertekanon beinhaltet idealerweise ein möglichst ökologisches und nachhaltiges Vorgehen, berücksichtigend auch soziale und ökonomische Aspekte. Eckpunkte sind bewusste Sortenwahl, handwerkliches Wissen, Beständigkeit, Lehren und Lernen als Basis für eine mittel- bis langfristig selbsttragende, marktgerechte Nutzung.

 

Saat und Tat

 

Mit der Hilfe von Hortiplus wählen Gartengemeinschaften Kandidatenakzessionen aus einem Vorschlag geeigneter Arten und Sorten aus. Die Sorten werden von den Mitgliedern in einem Anbauversuche ausgepflanzt, bonitiert und Sortenbeschriebe zur Evaluation des Nutzungspotentials erstellt. Für die Ermittlung der agronomischen Eigenschaften während der Kultur und für die Bewertung der Ernteprodukte werden auf die Bedürfnisse der Gemeinschaft abgestimmte Deskriptoren eingeführt.

Pro Art wird die Akzession mit den meisten erwünschten Eigenschaften ermittelt und zur weiteren Bearbeitung innerhalb der Gemeinschaft bestimmt.

Im weiteren Verlauf der Samengemeinschaftszucht «Sagezu» wird die Sorte fortlaufend entwicklungszüchterisch gepflegt. Das geerntete Saatgut wird für die eigene Pflanzenproduktion und den Anbau zur Versorgung eines Nischenmarktes verwendet. So werden die offenabblühenden Sorten durch kontinuierliche Zucht an die lokalen Gegebenheiten angepasst und einer vielfältigen, innovativen Nutzung zugeführt.

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